FAQs
HD-Zuchtwertzahlen - wo gibt es sie?
Zuchtwertzahlen SV-Homepage
Es ist eine alte Erfahrung, dass Tiere nicht immer so vererben, wie sie selbst sind. Die Genetik geht oft ihre eigenen Wege, die nicht bestimmbar sind. Es ist Alltag in den Zuchtstätten, zu erleben, dass so mancher Sieger, Leistungsträger, Champion und Typhund enttäuschende Normalität vererbt und andererseits aus fast verkanntem Mittelmaß traumhafte Zuchterfolge entstehen. In gleicher Weise muss man feststellen, dass ein gesunder Hund keine Garantie dafür ist, dass seine Nachzucht gesund ist. HD, ED, Epilepsie, Augenanomalien etc. entstehen aus meist normalen Eltern, unverhofft und für die meisten Züchter unerwartet.
Wenn es aber so ist, dass die Vererbung der Zuchttiere anders sein kann als ihre Leistung, so muss man sich fragen, warum dann alle Zuchtvorschriften (Körungen und Zuchtvoraussetzungen) danach ausgerichtet sind, wie die Tiere sind, anstatt darauf aufzubauen, wie die Hunde wahrscheinlich vererben.
Dieser Widerspruch ist gefühlsmäßig fast jedem bewusst, daher versucht er, eigene Erfahrungen über die Geschwister und/oder die schon vorhandene Nachzucht einzubeziehen. Ein wirklich objektives Bild kann sich aber kein Züchter machen. Zu drastisch wirken sowohl positive als auch negative Einzelfälle. Zudem ist bei der Fülle von Schäferhunden und deren Leistungsprüfungen oder Gesundheitskontrollen keine Einzelperson mehr in der Lage, bei jährlich 30 000 Welpen den Überblick zu behalten, geschweige denn zu bekommen.
So blieb bisher nur, den Zuchtrüden oder die Zuchthündin selbst zu betrachten. Heute ist die Zeit aber reif für mehr. Computertechnik und Informationsverbreitung sind so ausgereift, dass der Verein allen Mitgliedern nicht nur dokumentieren kann, wie die Hunde sind, sondern auch Hinweise geben kann, wie sie (wahrscheinlich) vererben.
Wir haben Zahlen, die uns sagen, wie die Tiere sind. Beispielsweise beschreibt die Punktzahl bei der Fährtenarbeit, ob der Hund gut oder schlecht war. Wir haben Zahlen über die Größe (Schulterhöhe) und Punkte über Gang oder Typ. In jedem Merkmal gibt es einen Zahlenwert, der uns sagt, wie ausgeprägt die Eigenschaft ist.
Als Züchter aber brauchen wir eine Zahl, die uns sagt, wie ausgeprägt das Merkmal in der Nachzucht sein wird. Diese Zahl, zur Anwendung in der Zucht, wird Zuchtwert genannt. Es gibt also für jedes Merkmal einen (phänotypischen) Messwert und einen (genetischen) Zuchtwert. In Bezug auf HD, als erstes und zweifellos vordringliches Merkmal, wird in Zukunft ein Zuchtwert ausgewiesen.
Definition des Zuchtwertes
Anhand der vorangegangenen Erklärung wird die Definition des Zuchtwertes leicht verständlich:
Der Zuchtwert ist ein Zahlenwert zur Anwendung in der Zucht. Er beschreibt, welche Wirkung die Gene eines Tieres auf ein Merkmal haben, wenn diese mit den Genen der restlichen Population kombiniert werden und normale Umweltbedingungen vorliegen.
Es ist damit zu betonen, dass der Zuchtwert zunächst nichts mit wertvoll oder wertlos zu tun hat, sondern nur ein Zahlenwert mit beschreibender Aussage sein soll: wirken die Gene in diesem Merkmal verstärkend oder abschwächend. Bei Krankheiten bedeutet das, dass hohe Zuchtwerte eine Verstärkung der Krankheitsanlage anzeigen, was der Züchter als unerwünscht ansieht. Ziel muss es sein, Zuchttiere einzusetzen, die in der Nachzucht das Krankheitsrisiko reduzieren. Wenig ist in diesem Fall also wertvoll!
Bei anderen Merkmalen, nehmen wir den Beutetrieb, wünscht man sich hohe Zuchtwerte, also eine Nachzucht mit überdurchschnittlichen Triebanlagen. Hoch heißt hier also wertvoll!
Bei der Schulterhöhe ist das nicht so einfach. Ein hoher Zuchtwert für einen Rüden heißt, dass seine Erbanlagen die Größe verstärken. Das kann für eine kleine Hündin wertvoll und wichtig sein. Für eine Hündin, die selbst schon an der Obergrenze steht, ist solch ein Rüde nicht empfehlenswert. Es liegt im Ermessen des Züchters, für seine Hündin den passenden Rüden auszusuchen, wenn er erst einmal weiß, wie die Zuchtwerte sind.
Der relative Zuchtwert
Wenn man Zuchtwerte veröffentlicht ist es wichtig, dass sie leicht verständlich sind. Ein HD-Zuchtwert +0.14 bedeutet zum Beispiel, dass die Nachzucht mit gleichwertigem Partner wahrscheinlich 0,14 HD-Grade höher liegt. Dies ist unhandlich, daher werden Zuchtwerte auch nicht als absolute Zahlen sondern relativ zum Rassedurchschnitt ausgewiesen. Dabei nimmt man 100 für das rassetypische Niveau und Hunde über 100 verstärken, unter 100 reduzieren das Merkmal. Die mittlere Schwankung beträgt +/- 10 Punkte.
Wenn somit eine Hündin für HD den Zuchtwert 95 hat, so weiß man, dass sie die Rasse verbessern kann, ein Hund mit 115 verstärkt möglicherweise die HD-Probleme.
Durch den Bezug auf das Rasseniveau wird die Einstufung auch über Merkmale hinweg vergleichbar. Wird z.B. ein Hund mit HD 92 und Schulterhöhe 68 ausgewiesen macht dies deutlich, dass er ein großvererbender, die HD verbessernder Zuchtpartner ist.
Warum ist Zuchtwertermittlung stets nur eine Schätzung?
Es liegt in der Biologie der Vererbung begründet, dass wir den wahren Zuchtwert nur schwer ermitteln können. Selbst die Eigenbeurteilung des Tieres ist kein hundertprozentiger Spiegel der Erbanlagen, also des Zuchtwertes, obwohl die Gene vollständig die Lebensfunktionen kontrollieren.
Die Erbanlagen wirken nur unter sich selbst und nicht in Kombination mit den Erbanlagen der restlichen Population (es können z.B. Genwirkungen rezessiv verdeckt sein).
Die Erbanlagen wirken unter ganz spezifischer, für dieses Tier vorliegender Umwelt.
Beide Gründe geben ein verfälschtes Bild. Die Sicherheit, mit der man den wahren Zuchtwert aus dem Erscheinungsbild erkennen kann ist beispielsweise für HD um 20%, für Schulterhöhe um 50% usw. Diesen Prozentsatz nennt man auch Erblichkeit bzw. Heritabilität.
Jedes Tier erhält seine Gene von Vater und Mutter, von jedem eine zufällige Hälfte. Jede Information über Geschwister oder Nachkommen basiert daher nur auf einer zufälligen Stichprobe aus dem Genbestand der Eltern. Erst die Statistik erlaubt, aus den vielfältigen Erkenntnissen bzw. Beobachtungen ein unverfälschtes Bild zu bekommen. So, wie ein einziger Löffel aus dem Suppentopf nur ein ungefähres Bild gibt, wie viel "Brocken" und wie viel "Brühe" in der Suppe sind und jedes weitere Schöpfen uns immer mehr erkennen lässt, wie gehaltvoll die Suppe ist, so wächst mit jedem Nachkommen unsere Erkenntnis über den "Gehalt" eines Zuchttieres.
Stand der Erkenntnisse
Zuchtwerte müssen zu jedem beliebigen Zeitpunkt verfügbar sein, zum Zeitpunkt der Entscheidung, ob ich einen Deckrüden auf eine gegebene Hündin einsetze, zum Zeitpunkt einer Körung, eines Welpenkaufes, falls der Welpe Zuchthund werden soll, ja sogar vor der Geburt schon, wenn sich die Frage stellt, ob die später geborenen Welpen von ihrer Genausstattung für ihr Leben gerüstet sind.
Insofern müssen zu jedem Termin alle verfügbaren Informationen verarbeitet werden, um die Erkenntnisse zu einem geschätzten Zuchtwert zusammenzubringen. Geschätzter Zuchtwert bedeutet, "nach den aktuellen Erkenntnissen das wahrscheinlichste Vererbungsniveau". Da im Laufe der Zeit immer mehr Erkenntnisse dazukommen, ändert sich in gewissen Grenzen auch der geschätzte Zuchtwert.
Erster Wissensstand
Von Vater und Mutter liegen durch ihren geschätzten Zuchtwert Aussagen über ihre Vererbung vor. Da Vater und Mutter jeweils die Hälfte ihrer Gene in die Welpen einbringen und die Wirkung dieser Gene durch den Zuchtwert beschrieben wird, gilt für den geschätzten Zuchtwert der Welpen, dass er 1/2 Vaterzuchtwert plus 1/2 Mutterzuchtwert sein muss. Zum Zeitpunkt der Paarung werden somit die entscheidenden Weichen gestellt. Je besser die Zuchtwerte der Eltern sind, um so günstiger ist die wahrscheinliche Genausstattung (Zuchtwert) der Welpen!
Zweiter Wissensstand
Während der Trächtigkeit einer Hündin und noch ehe man den Erfolg einer Paarung tatsächlich erfahren kann, können Hunde aus früheren Würfen der Eltern geprüft werden. Diese Geschwister können die Aussage über Vater oder Mutter verbessern und deren Zuchtwerte "nachkorrigieren". Dadurch können sich Zuchtwerte für einen Welpen ändern, ohne dass über den Welpen selbst bereits etwas bekannt ist.
Dritter Wissensstand
Bis hierher war der Wissensstand nur aus dem Zuchtwert der Eltern abgeleitet, der zunehmend genauer wird. Da alle Welpen eines Wurfes dieselben Eltern haben, müssen alle Welpen auch den gleichen geschätzten Zuchtwert haben.
Jeder Welpe hat aber jeweils eine andere Hälfte aus dem väterlichen und dem mütterlichen Genom erhalten. Rein zufällig kann daher ein Welpe mehr günstig wirkende Gene als sein Wurfgeschwister erhalten haben. Dieses "Zuteilungsglück" oder "Zuteilungspech" bei der Zellteilung und Bildung der Ei- und Samenzellen führt dazu, dass sich Vollgeschwister genetisch zum Teil erheblich unterscheiden können.
Ob ein Einzeltier vom Zufall gesegnet oder gestraft ist, beispielsweise bezüglich der HD-Gene, kann nur abgeschätzt werden, wenn die Tiere auf HD geröntgt werden. Da diese "Eigen-Leistung" jedoch auch von Umwelteinflüssen, Röntgentechnik, Lagerung und Beurteilung abhängt, ergänzt sie lediglich die aus der Abstammung vorliegenden Erkenntnisse. Je nach Erblichkeit des Merkmals ändert sich zu diesem Zeitpunkt der Zuchtwert mehr oder weniger drastisch.
Vierter Erkenntnisstand
Werden die Vollgeschwister, meist ziemlich zeitgleich zum interessierenden Tier (Proband) auch beurteilt, so ergänzen diese Aussagen die Zuchtwerte der Eltern und damit aber auch indirekt den Zuchtwert des Probanden. Zuchtwerte können sich nach der Eigenbewertung somit weiter verändern, auch wenn ein Hund nicht in der Zucht eingesetzt wird.
Fünfter Erkenntnisstand
Wenn das Tier in die Zucht kommt, wird sein Genbestand auch in seiner Nachzucht wirksam, mit verschiedenen Paarungspartnern kombiniert, und mit jedem geprüften Nachkommen steigt das Wissen über seinen Zuchtwert. Die Schätzwerte pendeln sich auf das Niveau des wahren Zuchtwertes ein.
Mit jedem geborenen Welpen beginnt aber für diesen der Punkt des ersten Erkenntnisstandes, so dass sich der Kreis schließt.
Weitere Erkenntnisse
Wenn ein Nachkomme geprüft wird, ergibt das Erkenntnisse über Vater und Mutter. Dem Vater wird nur zugeordnet, was über die Mutter nicht zu erklären ist und der Mutter nur das, was über den Vater nicht zu erklären ist.
Als Beispiel soll folgende einfache Situation dienen:
Ich importiere einen Rüden und eine Hündin, über deren Verwandte nichts bekannt ist. Ein Wurf daraus offenbart schlechte HD-Ergebnisse. Da die Schuldzuweisung auf einen Elternteil nicht möglich ist, erhalten beide gleichmäßig einen schlechten Zuchtwert (z.B. 110).
Die Hündin wird für einen zweiten Wurf von einem häufig eingesetzten Deckrüden (80 Nachkommen, 30 geröntgt, überwiegend gute Hüften, Zuchtwert 89) belegt und es entsteht wieder mittlere und schwere HD. Jetzt wird für die Hündin durch diese zweite Paarung ihre schlechte Vererbung offensichtlich. Mit einem bekannt gutvererbenden Rüden hat sie negative Ergebnisse! Ihr Zuchtwert steigt dadurch drastisch an. Und das hat im nachhinein Folgen für den importierten Deckrüden des ersten Wurfes. Er wird entlastet und kann u.U. auf unter 100 geraten, obwohl er selbst keine weitere Nachzucht hatte.
Der Anspruch
Zuchtwertschätzung erhebt nicht den Anspruch, die Wahrheit über die "Gene" zu dokumentieren. Die vorausgegangenen Ausführungen sollten dies zeigen. Aber sie soll "Signal" für die Züchtung sein und Hinweise geben, wo gute oder ungünstige Gene sein könnten. Diese Signale braucht der Züchter dringend. Er muss seinen Zwinger aus den besten Familien speisen und alle Hinweise auf Probleme, sei es bei HD, Größe, Wesen, Leistungsfähigkeit usw. aufnehmen. Wenn der Zuchtverein durch seine Zuchtwertschätzung aktuell die Hinweise anbietet, zumindest für einige vordringlich anzugehenden Merkmale, wird sich die Rasse rasch in die gewünschte Richtung entwickeln.
Erfahrungen
Seit 1989 gibt es in anderen Vereinen Zuchtwertschätzung mit konsequenten Zuchtplänen, aber auch zur unverbindlichen Information.
FAQs- die richtigen Antworten auf die häufigsten Fragen
"Wo kann ich meinen Hund hinbringen, um seinen Zuchtwert schätzen zu lassen?", oder "welcher Zuchtwert ist besser, über 100 oder unter 100?". So lauten die Fragen zur Zuchtwertschätzung HD, die immer wieder an die Hauptgeschäftsstelle gestellt werden.
Wir haben deshalb noch einmal die häufigsten Fragen zusammengestellt und von Herrn Dr. Beuing, dem wissenschaftlichen Leiter des Projekts, für Sie beantworten lassen:
Wie berechnet sich der Zuchtwert HD für meinen Hund? Wie sieht die Formel dafür aus?
Eine Formel gibt es in diesem Rechenverfahren nicht direkt. Der Zuchtwert jedes Tieres wird zu Beginn der Berechnung als "Unbekannte" angesehen. Dann wird für jedes Tier eine Gleichung aufgestellt, in der Form:
HD = Rassenmittel + Zuchtwert dieses Tieres + Verfälschung des Geschlechtes + sonstige Wirkungen.
In dieser Gleichung sind Rassemittel, Zuchtwert und Geschlechtseffekt als "Ursache" für HD formuliert. Im SV werden so für 450.000 Tiere 450.000 Gleichungen aufgestellt mit den 450.000 unbekannten Zuchtwerten. Mathematisch werden dann einige Zusatzbedingungen über Vererbungsgesetze und Erblichkeit formuliert. Der Computer muss anschließend die 450.000 Gleichungen mit den 450.000 Unbekannten lösen. Die Lösungen sind dann die geschätzten Zuchtwerte. Eine Formel, in der für einen Hund separat der Zuchtwert berechnet wird, gibt es somit nicht.
Welche Rolle spielt der eigene HD-Befund meines Hundes für seinen HD-Zuchtwert?
Der eigene HD-Grad modifiziert das, was man über die Linie (Vater und Mutter) schon wusste. Geschwister (gleicher Vater und gleiche Mutter) unterscheiden sich durch einen evtl. unterschiedlichen HD-Grad. Wenn ein Tier Nachkommen hat, tritt der eigene HD-Grad mehr und mehr in den Hintergrund. Bei 30 - 40 Nachkommen spielt er praktisch keine Rolle mehr.
Wie wird ein ausländisches "a" (=nicht österreichisches oder nicht deutsches) für die Zuchtwertschätzung HD bewertet?
Ausländische Hunde mit nicht österreichischem oder nicht deutschem "a" werden im Rechenverfahren derzeit so gewertet, als wären sie nicht geröntgt. Ihr Zuchtwert ergibt sich nur aus den untersuchten Verwandten. Da die Tiere nicht eindeutig als "frei" oder "noch zugelassen" einstufbar sind, wäre eine "Annahme" im Einzelfall ungerecht.
Wieso kann ein Hund, der selbst nicht geröntgt wurde, einen Zuchtwert für HD haben?
In dem Gleichungssystem (s.a. Antwort auf Frage 1) gibt es eine Nebenbedingung, dass der Vater (und die Mutter) die Hälfte seiner Erbanlagen an die Nachkommen weitergibt. Daher ist der Zuchtwert der Nachkommen auch schätzbar, wenn man über das Tier nichts weiß (ungeröntgt), solange der Zuchtwert von Vater und Mutter bekannt ist. Genauso ist auch ein Elterntier schätzbar, wenn man Nachkommen kennt, denn Nachkommen haben die Hälfte der Erbanlagen von den Eltern. Geschwister helfen einerseits die Eltern zu charakterisieren, das Wissen über die Zuchtwerte der Eltern hilft andererseits, die Zuchtwerte der ungeprüften Geschwister zu schätzen.
Wie genau kann die Zuchtwertberechnung für HD sein, wenn für mehr als die Hälfte der Welpen pro Jahr gar kein HD-Befund vorliegt?
Bei der Zuchtwertschätzung kommt es nicht auf den Prozentsatz der Welpen an, sondern auf die absolute Zahl. Der letzte Bundessieger hat derzeit 71 geröntgte Nachkommen, die seine Vererbung gut charakterisieren.
Meine Hündin hat bisher das "a" gut vererbt. Was passiert, wenn ich sie mit einem Rüden mit einem HD-Zuchtwert über 100 anpaare?
Wenn die Hündin gut vererbte, muss das ihr Zuchtwert ausweisen. Gute Nachzucht kann jedoch auch aus guten Anpaarungen resultieren. Wenn die Hündin z. B. mit einem Rüden von 100 angepaart wird, steigt das Risiko für die Welpen. Die Hündin wird nur "belastet", wenn die Welpen schlechter werden, als es mit dem Rüden zu erwarten war.
Generell gilt, dass Rüdenbesitzer gut beraten sind, wenn sie auch "schlechte" Hündinnen akzeptieren, denn an schlechten Hündinnen kann ein Rüde am besten zeigen, dass er "verbessert".
Bei HD, wo es freier als frei nicht gibt, ist es schwer, an Spitzenhündinnen eine positive Vererbung nachzuweisen.
Wie fließen Hunde, die keinen Röntgenbefund haben, in die HD-Zuchtwertberechnung ein?
Derzeit sind ungeröntgte Tiere "neutral" für die Zuchtwertschätzung, sie werden nicht beachtet.
Was bedeutet der mittlere Zuchtwert 100 und die im Zuchtplan genannte Standardabweichung von 10 Punkten?
Der Zuchtwert 100 bedeutet, dass das Tier "rassetypisch" vererbt. Derzeit liegt der Rassedurchschnitt bei 1,71, also zwischen HD-frei und leichter HD. Die Vererbung kann besser oder schlechter als 100 sein. Die durchschnittliche Abweichung nach oben und unten wird im Mittel auf 10 Punkte eingestellt.
Was bedeutet ein Zuchtwert über 100 für meinen Hund?
Der Zuchtwert über 100 für den eigenen Hund bedeutet, dass er verschlechternd vererbt. Da selbst der Rassedurchschnitt noch unbefriedigend ist, sollten Paarungen angestrebt werden, die unter 100 liegen.
Dabei darf "das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden". Die erste Priorität hat Leistung, Wesen usw. Wenn man einen Deckrüden findet, der die Welpenerwartung (Durchschnitt von Rüde und Hündin) unter 100 drückt, ist das ausreichend.
Was bedeutet umgekehrt ein Zuchtwert unter 100 für meinen Hund?
Ein Zuchtwert unter 100 bedeutet, dass man in der Wahl wesensfester, leistungsstarker und exterieurmäßig guter Rüden viele Freiräume hat, selbst wenn deren Zuchtwert über 100 liegt. Bei einer 83er Hündin kann selbst ein Rüde mit 117 akzeptiert werden!
Kann ein Zuchtwert auch für andere Kriterien als HD berechnet werden und wenn ja, für welche?
Eine Zuchtwertschätzung kann auch für andere Merkmale vorgenommen werden. Wichtig ist dabei, dass das Merkmal genau definiert ist. Als nächstes ist angedacht, die Größenvererbung zu beschreiben. Diese Zuchtwerte wären dann rein informativ für die Planung des Züchters. Auflagen dazu wird es nicht geben.
Dr. Reiner Beuing
Universität Gießen
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